Die Huasteca Potosina begrüßt uns mit tropischen Temperaturen. Wir verlassen das Hochland und rollen die Hänge der Sierra Madre Oriental bis fast auf Meereshöhe hinunter. Nachdem wir dreitausend Kilometer durch Wüsten und Halbwüsten geradelt sind, ist plötzlich alles grün um uns herum. Wir sind in der Regenzeit angekommen. Da wir in den letzten fünf Monaten keinen einzigen Tropfen gesehen haben, überrascht uns der erste Schauer entsprechend unvorbereitet.
In Tamasopo biegen wir von der Autobahn auf die Landstraße ab. Bei der Routenplanung liegt unser Augenmerk neben der Sicherheitslage vor allem auf dem Verkehr. Wir wollen einen großen Bogen um Mexiko-Stadt schlagen und einen radelbaren Weg entlang der Golfküste suchen. Das kleine gelbe Persönchen eines großen Online-Kartendienstes hilft uns, den Zustand der Straßen im Hinblick auf die Anzahl der Fahrbahnen, den Straßenbelag und ggf. Seitenstreifen einzuschätzen. Den Weg vorher digital abzufahren, ist für uns eine ganz neue Art zu reisen. Während wir es sonst genießen, einfach drauf loszufahren, wissen wir nun ziemlich genau, was uns unterwegs erwartet. Für Überraschungen und Spontanität bleibt entsprechend wenig Raum.
Wir genießen die hügelige Landschaft, die ruhigen Straßen und die Entschleunigung. Die Flüsse und Wasserfälle am Wegesrand laden zum Baden und Zelten ein.
In dem kleinen Dorf Aquismón lädt Lydia uns ein, ein paar Tage zu verweilen. Wir lassen die Fahrräder stehen und erkunden die Umgebung mit Auto und Bus.
Auch die Huasteca Hidalgense empfängt uns freundlich. Wir radeln noch ins nächste Dorf, wo wir genug von den Schotterpisten haben und nach einem Schlafplatz fragen. Die Gemeinde lädt uns ein, im kiosco zu schlafen. Diese Pavillons stehen in Mexiko auf so gut wie jedem Dorfplatz. Am Abend trifft sich das halbe Dorf hier, um zu schwatzen, zu essen und die nächtliche Frische zu genießen.