La Paz – Esperando en el puerto de ilusión

Warten im „Hafen der Illusion“ (Beiname von La Paz)

Wir wussten, dass wir in La Paz eine Pause einlegen würden, aber dass sie so lange dauert, hatten wir nicht erwartet. Eine unserer Isomatten hatte die Beulenpest bekommen und wir haben eine Austauschmatte in den USA angefragt. Nachdem die Matte zehn Tage in Mexiko-Stadt beim Zoll verbracht hat, lag sie nun auch schon einige Tage auf dem Postamt in La Paz und wartete darauf ausgeliefert zu werden. Auf dem Postamt stapelten sich bereits die Pakete, da sie gerade kein Zustellfahrzeug zur Verfügung hatten. Irgendwann sind wir dann selbst zur Post gefahren, um unser Paket abzuholen. Mittlerweile hatten wir aber auch keine Eile mehr, da inzwischen die Fähre aufs Festland aufgrund von Reparaturarbeiten ausgesetzt wurde. Irgendetwas scheint uns hier festhalten zu wollen. 🙂

Marla vertreibt sich die Zeit mit Malerei.

Wir wissen uns jedoch zu beschäftigen. Nicht nur die Isomatte war kaputt. Der Wüstensand macht den Reißverschlüssen unseres Zeltes zu schaffen. Seit Wochen versuchen wir die passenden Schieber aufzutreiben. Hier in La Paz haben wir endlich die richtige Größe gefunden. Allerdings lassen sie sich nur von einer Seite öffnen, was bei einem Zelteingang auf Dauer nicht so praktisch ist. 😉 Und dann gibt es ja auch noch so spannende Beschäftigungen wie Steuern zu erklären, was wir gern vor uns herschieben. Auch wenn wir bereits seit fast einem Jahr aus dem System ausgestiegen sind, konnten (oder wollten?) wir uns immer noch nicht ganz aus dem Klammergriff der deutsch-französischen Bürokratie befreien.

Wandmalerei in La Paz

Vor allem aber kommt uns diese unfreiwillige Pause sehr gelegen, um nach über achttausend geradelten Kilometern einmal tief durchzuatmen und innezuhalten. Mika und Marla gewöhnen sich schnell an die neuen Routinen, wie den abendlichen Spaziergang zur Eisdiele und zum Spielplatz am Strand. In der Pension, in der wir untergekommen sind, haben sie Freund*innen gefunden. So finden wir Zeit, um über ein paar grundsätzliche Fragen nachdenken. Wir werden voraussichtlich in gut drei Monaten in Guatemala eintreffen und damit unser erstes Etappenziel erreichen. Es stellt sich also langsam die Frage, ob und wie es danach weitergehen soll. Bleiben wir in Guatemala oder fahren wir weiter in Richtung Süden? Wann endet die Reise und wo wollen wir dann leben? Können wir nach solch einer Reise überhaupt noch ins trubelige Berlin zurück?

Marla hat Crêpes zubereitet.

Unsere Pension verfügt über eine Gemeinschaftsküche. Wir genießen den Luxus des abwechslungsreichen Essens. Seitdem wir in Mexiko sind, ist die Tortilla zum Grundbaustein unserer Ernährung geworden. Hier im Norden Mexikos gibt es neben den klassischen Maistortillas auch unsere Lieblingstortillas aus Weizen. Weiter im Süden werden die Fladenbrote dann nur noch mit Maismehl zubereitet. Zum Frühstück essen wir die Tortillas mit Eiern und Bohnen. Zum Mittagessen oder Abendbrot verspeisen wir sie gern gefaltet und mit Käse gefüllt als quesadilla.

Wir dippen die “quesadillas” in Guacamole (Avocodos, Koriander, Zwiebeln, Tomaten & Limetten) und scharfer Chilisoße.

Außer Haus gibt es eine schier unbegrenzte Anzahl an Tortilla-Gerichten: tacos (kleine, labbrige oder krosse, mit Fleisch, Fisch oder Meerestieren gefüllte Tortillas), burritos (große gefüllte Weizenfladen), enchiladas (gefüllte und in scharfer Soße eingerollte Tortillas) oder totopos (knusprig gebackene oder frittierte, zu kleinen Dreiecken geschnittene Tortillas, aus denen mit scharfen Soßen übergossen chilaquiles werden). Die Liste ließe sich fortsetzen. Die Zutaten bleiben jedoch immer die gleichen und werden lediglich kreativ und köstlich neu gemischt. Dazu trinken wir agua fresca (ein erfrischendes Getränk auf Wasserbasis) mit Reis, Hibiskus oder Tamarinde (Dattel). Meine Lieblingskombination bei der Hitze ist Limette-Gurke. Zum Nachtisch schneiden wir dann eine Mango oder Papaya auf. So sieht Urlaub vom Reisen aus. 🙂

Limette & Gurke: Was in Berlin vor ein paar Jahren als hippes Getränk (wieder-) entdeckt wurde, gibt es an der Hafenpromenade von La Paz schon lange. 🙂
Niederkalifornien ist neben den Fisch-Tacos vor allem für “ceviche” bekannt: Fisch oder Meeresfrüchte auf einer knusprig gebackenen oder frittierten Tortilla.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Don`t copy text!