La vuelta al Huascarán – Entre la majestuosidad de las montañas

Einmal rings um den höchsten Berg Perus

Wenn Radreisen eine olympische Disziplin wäre, müsste sie hier an der Punta Olímpica ausgetragen werden. Wir stehen das erste Mal mit Kind & Anhänger auf einem Viertausender-Pass und blicken auf die umliegende Bergwelt der Cordillera Blanca – ein großartiges Gefühl! Im zweiten Anlauf haben wir die letzten Serpentinen bezwungen und auf 4.736 Metern den höchsten Straßentunnel der Welt erreicht.

Bevor der Tunnel vor sechs Jahren eingeweiht wurde, musste der Pass hundertfünfzig Höhenmeter oberhalb überquert werden.
Dreißig Serpentinen trennen die Hochebene auf 3.900 Metern von der Punta Olímpica.

Am Tag zuvor mussten wir in den Serpentinen wieder umkehren. Aufgrund der dünnen Luft kamen wir langsamer voran als gedacht und waren am Nachmittag gezwungen, eine schwere Entscheidung zu treffen. Da wir nicht von einem heraufziehenden Gewitter auf den Serpentinen überrascht werden wollten, fuhren wir wieder vier Kilometer hinunter. Umdrehen ist auf Radreisen nie einfach. Noch schwerer fiel es uns, nachdem wir bereits eine Stunde harte Beinarbeit investiert hatten. Doch zum Glück ist Radreisen keine olympische Disziplin und nach bald siebzehntausend Kilometern müssen wir auch niemanden mehr etwas beweisen. 😉

Der Hagel sollte uns Recht geben. Gerade noch rechtzeitig bereiteten wir unser Abendbrot zu …
… bevor wir uns ins Zelt verkrochen und den Rest des Abends Karten spielten.
Heute Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Während unser Zelt noch im Bergschatten stand, genoss Marla bereits die ersten Sonnenstrahlen.
Im zweiten Anlauf …
… haben wir es dann bis hoch geschafft: Marla posiert stolz an der Punta Olímpica.

Doch wo sind eigentlich Marilyne und Mika? Sie haben sich entschieden, ihre Kräfte zu schonen und unten im Tal zu bleiben. So können Marla und ich die Rundtour um den Huascarán mit leichtem Gepäck radeln. Es ist das erste Mal auf dieser Reise – nach über zwei Jahren – dass wir uns für ein paar Tage trennen. Vielleicht lag es auch daran, dass uns gestern die Energie am Pass fehlte. 😉

Die Weiße Kordillere aus Sicht einer Fünfjährigen

Die Cordillera Blanca genießt in Reiseradlerkreisen einen gewissen Kultstatus, da Du auf dem Fahrrad selten so einfach ins Hochgebirge kommst und so dicht an schneebedeckten Gipfeln und Gletschern vorbeiradeln kannst. Die Gebirsgkette ist hundertachtzig Kilometer lang und zwanzig Kilometer breit. Achtzehn ihrer Gipfel ragen über sechstausend Meter hinaus. In Europa gibt es keinen einzigen Berg in dieser Höhe. Auch uns hat die Weiße Kordillere magisch angezogen. Sie war fester Bestandteil unser Routenplanung in Peru. Die letzten Kilometer waren von aufgeregter Vorfreude auf die Huascarán-Runde geprägt.

Zweimal wollen wir die Kordillere auf über 4.700 Metern überqueren und dafür in den gut 200 Kilometern über 6.000 Höhenmeter überwinden.

Der erste Pass ist geschafft. Wir sausen durch den Tunnel und auf der anderen Seite dreißig Kilometer nach Chacas hinunter. Auch der nächste Tag beginnt mit einer asphaltierten Abfahrt. Doch hinter Acochaca hört das Vergnügen auf. Den Rest der Runde legen wir auf Feldwegen und Schotterpisten zurück.

Über den Dächern von Chacas
Auf dem Weg zum zweiten Pass

Vor uns liegt der Paso de Pupash, welcher mit 4.050 Metern der niedrigste der drei Viertausender-Pässe auf der Huascarán-Umrundung ist. Doch loser Schotter und steile Anstiege lassen ihn zum anstrengendsten werden. Auch die Landschaft ist nicht mehr so aufregend. Während die Bergwelt der Cordillera Blanca in einem Nationalpark mehr oder weniger geschützt wird, sind die Täler auf beiden Seiten der Gebirgskette stark durch menschliche Nutzung gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass ich mit dem schlimmsten Durchfall seit Beginn der Reise zu kämpfen habe. Seitdem wir die Grenze nach Mexiko überquert haben, ist der Durchfall unser ständiger Begleiter geworden. Wir haben uns daran gewöhnt. Jedoch hat es mich bislang noch nie so heftig erwischt wie hier in der Cordillera Blanca. Normalerweise vergehen die Magenunstimmigkeiten nach ein, zwei Tagen. Dieses Mal beschäftigen sie mich vier lange Tage. Insgesamt brauchen wir für die Runde neun Tage und damit ungefähr doppelt so lange, wie die Radreisenden normalerweise benötigen. Wir lassen uns davon jedoch nicht stören, denn wir sind ja schließlich auf Reisen und nicht auf der Flucht. 😉

Es gibt Tage wie heute, an denen ich mich bereits mittags kraftlos auf eine Wiese fallen lasse und den Tag für beendet erkläre. Ein Busfahrer hält an und bietet uns an, uns die vier Kilometer in den nächsten Ort mitzunehmen. Dort ist allerdings ein Dorffest im Gange. Da uns unter diesen Umständen nicht zum Feiern zumute ist, stellen wir lieber an Ort und Stelle unser Zelt auf und warten ab, was der morgige Tag bringt.
Am nächsten Tag ist mein Appetit zurückgekehrt. Auf der Suche nach einer stärkenden Mahlzeit werden wir in der Dorfschule von Wecroncocha fündig.
Es ist gerade Pause und die Schüler*innen laden uns ein, ihr Mittagessen zu teilen.
Mit Wecroncocha lassen wir das letzte Dorf für heute hinter uns und die Landschaft um uns herum wird wieder wilder.
Auf einer Hochebene auf 3.900 Metern finden wir einen schönen Zeltplatz.
Am nächsten Morgen muss Marla zunächst das Eis von ihrem Fenster kratzen …
… bevor sie die letzten Serpentinen zum Pupash-Pass zu Fuß hochlaufen muss. Mein kleines Kettenblatt spinnt und erlaubt mir nicht mehr, kräftig in die Pedalen zu treten. Ich hatte das Kettenblatt gerade erst vor eintausend Kilometern in Chachapoyas tauschen lassen. Allerdings ist das neue Blatt von so schlechter Qualität, dass die Abnutzung bereits deutlich zu sehen ist.
Bergrunter geht immer: Auf dem Weg nach Yanama.
Auch in Yanama wird lautstark gefeiert.
Zu Ehren der heiligen Rosa von Lima werden in ganz Peru Feierlichkeiten abgehalten. Die Festtage beleben die kleinen Bergdörfer, die den Rest des Jahres oft wie ausgestorben wirken.

Nachdem auch noch ein unachtsamer Autofahrer gegen unseren Anhänger fährt, verlassen wir das Dorf fluchtartig, um wieder in die Ruhe des Nationalparks einzutauchen. Der Schotter auf dem Weg zum letzten Pass der Runde lässt sich ein bisschen besser radeln. Trotzdem kommen wir nur sehr langsam voran. Im Schnitt fahren wir vier Stundenkilometer, sodass wir mit kurzen Verschnaufpausen immerhin drei Kilometer in der Stunde schaffen. Für die gut dreißig Kilometer lange Auffahrt brauchen wir zwei Tage.

Langsam aber sicher arbeiten wir uns den Berg hoch.
Kurz vor dem Pass zelten wir auf 4.500 Metern.
Am nächsten Morgen …
… fehlen nur noch ein paar letzte Serpentinen …
… und wir erreichen den Pass Portachuelo de Llanganuco auf 4.769 Metern. Für die Straße wurde hier noch von Hand eine drei Meter breite Kerbe in den Berg gehauen.
Die Aussicht vom Portachuelo de Llanganuco ist noch atemberaubender als an der Punta Olímpica. Im Hindergrund ist bereits die Abfahrt zu erkennen.
Marla steht vor dem Doppelgipfel des Huascarán. Der Berg ist mit seinen 6.768 Metern knapp sechshundert Meter höher als der Denali, der höchste Berg Nordamerikas, den wir in Alaska besucht haben. Zum Gipfel des Aconcagua, des höchsten Bergs Südamerikas, an der chilenisch-argentinischen Grenze fehlen lediglich zweihundert Höhenmeter.
Am Pass treffen wir Juan Carlos, der hier für die Vuelta al Huascarán trainiert. Das zweitägige Radrennen findet nächstes Wochenende statt. Juan begleitet uns ein Stück auf dem Weg nach unten.
Die spektakuläre Talfahrt windet sich in einspurigen Serpentinen bis zu den Lagunen von Llanganuco.
Marla porträtiert den Huascarán.
Was für ein Privileg zwischen solchen Bergschönheiten radeln zu dürfen!
Wir halten für eine Mittagspause an und genießen die Aussicht.
Auch auf dieser Seite der Kordillere unterbricht wieder eine Hochebene auf knapp 3.900 Metern die steilen Berghänge. Geradezu malerisch haben hier die beiden Lagunen von Llanganuco ihren Platz gefunden.
Da die Tourenbusse bis zu den Lagunen Tagesausflügler*innen aus dem Tal hochbringen, ist die Piste ab hier besser in Schuss.

Die Abfahrt zieht sich in die Länge. Auf der holprigen Piste brauchen wir fünf Stunden reine Fahrzeit für die fünfundvierzig Kilometer bis ins Tal. Wir genießen derweil die pittoreske Landschaft und die Vorfreude, heute Abend den Rest der Familie wieder in die Arme schließen zu dürfen. Es zeichnet sich ab, dass wir es nicht mehr im Hellen bis nach Yungay schaffen werden. Da sich die Straße aber mittlerweile besser rollen lässt, entscheiden wir uns dafür, eine Nachtfahrt zu wagen. Normalerweise radeln wir aus Sicherheitsgründen nie im Dunkeln. Heute wissen wir jedoch, wo wir erwartet werden und es ist kaum Verkehr unterwegs. Wir schalten all unsere Lampen ein und sind damit weitaus heller erleuchtet als manch ein Auto. Marla trällert fröhliche Lieder und ich versinke in Gedanken an unsere letzte Nachtfahrt, bei der wir vor anderthalb Jahren am Big Sur in Kalifornien heimlich durch eine Straßensperrung fuhren. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist es eine irreal schöne Sensation, unter dem Sternenhimmel zu radeln. Schade eigentlich, dass wir uns das nicht öfter erlauben können.

Die Familie ist wieder freudig vereint.

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