La trampa de Macas – Cayéndose en el paraíso

„Danieeeelll!! Marilyne wurde von einem Hund gebissen!“ Schnell renne ich mit dem Verbandsmaterial unterm Arm zum Unfallort. Marilyne liegt geschockt, aber bei Sinnen auf dem Boden. Sie beißt die Zähne zusammen, so wie es kurz zuvor der Hund des Nachbarn in ihrer Wade getan hat, als sie vom Dorfladen zurückgeradelt kam. Es war ein großer Hund. Das Blut strömt aus den beiden Löchern, die seine Reißzähne hinterlassen haben. Ich verbinde die Wunde und Marilyne tritt ihre Odyssee durch das ecuadorianische Gesundheitssystem an.

Gastón, der Übeltäter

Erste Station: Gesundheitszentrum von Río Blanco, ein kleines Dorf im ecuadorianischen Regenwald, wo wir in einem spannenden Projekt untergekommen sind, in welchem alternative Lernformen gelebt werden. Doch dazu später mehr. Marilyne muss eine halbe Stunde warten, obwohl sie die einzige Patientin ist. Die Freundin, die sie begleitet, klopft an die Sprechzimmertür und reißt den Arzt aus seiner Facebooksitzung. Er säubert die Wunde und verbindet sie neu. Tollwutimpfung? Fehlanzeige. Der Dorfarzt schickt sie in die Provinzhauptstadt Macas.

Die „comunidad de aprendizaje SER“ (Lerngemeinschaft SEIN) hat uns eingeladen, in einer Bambushütte zu wohnen.
Im oberen Stockwerk …
… haben wir unser Moskitozelt aufgeschlagen.

Zweite Station: Gesundheitszentrum von Macas. Die Ärzt*innen weisen jede Zuständigkeit von sich, da Hundebisse in Ecuador immer von dem Gesundheitszentrum behandelt werden müssen, in dessen Sektor sich der Unfall ereignet hat. Das zuständige Gesundheitszentrum muss sich nicht nur um die Verletzung, sondern auch um den Hund kümmern und entscheiden, was mit ihm passiert. Sie schicken Marilyne zurück zum Dorfarzt von Río Blanco. Die Freundin beschwert sich und da sie eine Krankenschwester aus dem Gesundheitszentrum in Macas persönlich kennt, bekommt Marilyne zumindest eine Tetanusimpfung. Dann ist jedoch auch das Vitamin B aufgebraucht. Eine Tollwutimpfung haben sie leider nicht.

Marla und Mika sind derweil gut beschäftigt. In den vier Wochen, die wir in der „comunidad de aprendizaje“ leben werden, bekommen wir sie kaum zu Gesicht. Sie spielen tagein tagaus mit Euken, Inara und Nantu, die nebenan ebenfalls in einer Bambushütte wohnen.

Dritte Station: Zurück beim Dorfarzt in Río Blanco. Er möge doch bitte die Tollwutimpfung bestellen, um die Zuständigkeiten zu wahren. Das könne lediglich seine Krankenschwester machen, die aber heute leider nicht da ist. Der Doktor beschwert sich darüber, dass er ganz allein arbeiten muss. Allerdings scheint er angesichts des leeren Wartezimmers auch nicht völlig überlastet zu sein. Er guckt sich die Wunde erneut an und stellt fest, dass sie sehr tief ist, woraufhin er Marilyne in die Notaufnahme des Krankenhauses von Macas überweist.

Macas, Hauptstadt der Provinz Morona Santiago

Vierte Station: Krankenhaus von Macas. Wie in der Bäckerei gilt hier: Wer sich vordrängelt, kommt zuerst ran. Irgendwann schafft es Marilyne sich durchzuboxen. Zum Glück hat ihr der Hund nicht in den Arm gebissen. Der diensthabende Arzt entscheidet, dass es sich um keinen Notfall handelt, weil sich ja bereits ein anderer Arzt die Wunde angesehen hätte. Dass dieser andere Arzt sie hierher geschickt hat, beeinflusst seine Entscheidung nicht. Sie weigern sich, Marilyne zu behandeln, sodass sie acht Stunden nach dem Unfall unverrichteter Dinge nach Río Blanco zurückkehrt.

Eigentlich wollten wir nur ein paar Tage in Río Blanco bleiben. Dankend nehmen wir nun das Angebot an, bis zu Marilynes Genesung in der „comunidad de aprendizaje“ mitleben zu dürfen. Im Gegenzug machen wir uns nützlich und übernehmen ein paar Aufgaben, die in solchen Projekten stets zuhauf anfallen.
Wir ziehen Entwässerungsgräben um unsere Bambushütte und füllen ihr Lehmfundament auf.
Marla unterstützt mich dabei tatkräftig.

Da Marilyne mit dem verletzten Bein nicht auftreten kann, trage ich sie die ersten Tage überall hin. Es ist nun Wochenende und das Gesundheitszentrum im Dorf hat geschlossen. Die Ironie am Rande: Wäre sie statt an einem Freitag an einem Sonnabend gebissen worden, hätte sie also sowieso zum Gesundheitszentrum in der Provinzhauptstadt fahren müssen. Am Montag unternimmt sie einen neuen Anlauf, um die Tollwutimpfung beim Dorfarzt zu organisieren. Die zuständige Krankenschwester ist zwar heute anwesend, allerdings werden Impfungen grundsätzlich nur am Monatsende für den darauffolgenden Monat bestellt. Marilyne echauffiert sich daraufhin dermaßen, dass sie ein anderer Arzt zur Seite nimmt und darauf hinweist, dass solch ein Verhalten in Ecuador nicht üblich sei. Letztendlich war es aber die einzige Möglichkeit, um den Dorfarzt zum Handeln zu bewegen und siehe da: Fünf Stunden später wird der Impfstoff geliefert und es kommt sogar ein Mitarbeiter vom Gesundheitsamt, um sich den Hund anzusehen und den betroffenen Nachbar*innen ein paar Fragen zu stellen. Marilyne war nicht die erste, die von Gastón gebissen wurde und während unseres Aufenthalts wird er erneut zubeißen.

Auch Marilyne möchte sich trotz ihrer Verletzung in das Projekt einbringen. Da ihr Bewegungsradius eingeschränkt ist, konzentriert sie sich auf die kulinarische Unterstützung: Quiche mit frischem Spinat aus dem Garten …
… und Tarte mit Äpfeln, Brombeeren, Baumtomaten oder Chayote (Stachelgurke).
Ihre Kochkünste rufen Begeisterung hervor …
… sodass wir einige Quiche-Orgien feiern werden.

Die Tage vergehen und Marilyne scheint auf dem Weg der Besserung zu sein. Wir bereiten sogar schon unsere Weiterreise vor, als ihr Bein nach zehn Tagen anschwillt. Marilyne kehrt zum Dorfarzt zurück, der ihr neue Antibiotika verschreibt, weil Hundebisse zu Infektionen neigen. Sie legt die Beine hoch und badet sie in Salzwasser. Doch es wird nicht besser. Die Antibiotika bekämpfen die Entzündung nicht ausreichend. Marilyne verliert das Vertrauen in die hiesigen Ärzte. Als ihr Fuß blau anläuft, rufen wir meine Tante in Deutschland an. Sie ist Gefäßchirurgin und empfiehlt Marilyne die Wunde sofort aufschneiden zu lassen, damit der entzündete Bluterguss ablaufen kann. Wir fahren umgehend in die Notaufnahme des Provinzkrankenhauses, die sich erneut weigern, Marilyne zu behandeln. Sie wollen ihr parallel zu den Antibiotika, die sie bereits nimmt, weitere verschreiben und sie soll in drei Tagen wiederkommen, falls es nicht besser werden sollte. Als wir darauf bestehen, dass wir die Wunde aufschneiden lassen wollen, bieten sie uns einen Termin im Krankenhaus für den nächsten Monat an, weil in diesem Monat leider schon alle vergeben sind. Das ist der Zeitpunkt, zu dem wir dem öffentlichen Gesundheitssystem den Rücken kehren und in eine Privatklinik fahren. Zwei Minuten nachdem wir die Klinik betreten haben, liegt Marilyne auf der Behandlungsliege und der Arzt beginnt sofort mit großen Augen die Wunde aufzuschneiden.

Marilyne wird unter die Schere genommen.
Zu unserer Überraschung verbleibt ein aufgeschnittener Einmalhandschuh als Drainage in der Bisswunde, was wohl in der Chirurgie ein durchaus übliches, da kostengünstiges Verfahren ist.

Natürlich besteht in Privatkliniken auch immer das Risiko, dass es sich bei den großen Augen lediglich um Dollar-Augen handelt. Ecuador ist nach El Salvador und Panama das dritte Land auf unserer Reise, in dem wir außerhalb der USA mit US-Dollar bezahlen. In diesem Fall sind wir jedoch einfach nur froh, dass die Odyssee nach dem Zuständigkeitsgerangel und der unzulänglichen Behandlung im öffentlichen Gesundheitssystem endlich ihr Ende findet. Die Operation kostet 35 US-Dollar – für krankenversicherte Europäer*innen eine überschaubare Summe. Für manche Ecuadorianer*innen kann dies jedoch schon sehr viel Geld bedeuten, sodass die Geschichte einen faden Beigeschmack hinterlässt. Seitdem ist Marilyne nun wirklich auf dem Weg der Besserung. Doch insgesamt wird sie sechs Wochen kein Fahrrad fahren können und nicht drei Tage, wie es der Dorfarzt beim ersten Besuch vermutet hat.

Marilyne nutzt die Zeit, um noch mehr von ihren Kochkünsten preiszugeben. In ihrem Kochkurs zeigt sie, wie Crêpes zubereitet werden.
Umrühren ist gar nicht so schwer!
Doch wieviel Teig muss in die Pfanne?
Vorsicht: Nichts anbrennen lassen!

Der Vorhang schließt sich und die Tragödie ist vorbei. Der lustlose Dorfarzt kann sich wieder seinen Facebook-Freund*innen widmen und sich über seine Versetzung aus der großen Stadt aufs Land ärgern. Die Ärzt*innen im Gesundheitszentrum der Provinzhauptstadt müssen keine neuen bürokratischen Vorgänge über Unfälle, für die sie eigentlich gar nicht zuständig sind, anlegen und die Notaufnahme kann sich – Ironie aus – um die wirklichen Notfälle kümmern. Hätten die Gesundheitszentren ihren Job anständig erledigt, wäre Marilyne nie auf die Idee gekommen, ins Krankenhaus zu fahren.

Im feuchten Regenwaldklima wachsen und gedeihen nicht nur die Bakterien in Marilynes Bisswunde hervorragend. Marla hat eine Pilzinfektion am Arm.
Sie hat außerdem eine schmerzvolle Bekanntschaft mit dieser harmlos aussehenden Raupe machen müssen.

Nach dem Amtsantritt des Präsidenten Rafael Correa wurde im Jahr 2008 das Recht auf eine kostenlose Gesundheitsversorgung in der ecuadorianischen Verfassung verankert. Die Idee ist sehr sympathisch, aber die Hundebissodyssee hat die leere Hülle des Gesundheitssystems aufgezeigt. Auf unserem Weg durch Ecuador sind wir an vielen nagelneuen Gesundheitszentren vorbeigeradelt. Doch es fehlt oft an Material und Personal – wie in Río Blanco. Der Dorfarzt musste die letzte Kompresse durchschneiden und die andere Hälfte einlagern, um Marilynes Verband auch beim nächsten Mal noch wechseln zu können.

Die Rasselbande vom weißen Fluss

Correa wird von den politisch aktiven Ecuadorianer*innen gar nicht so wohlwollend beurteilt wie von der europäischen Linken. In Europa wurde Correa nach seiner Amtseinführung im Jahr 2007 oft in einem Atemzug mit Hugo Chávez in Venezuela (1999-2013) und Evo Morales in Bolivien (seit 2006) genannt. Die europäische Linke hat große Hoffnungen in den Linksruck projiziert, der durch den südamerikanischen Kontinent ging. Auch weite Teile der hiesigen Bevölkerung haben den sogenannten Sozialismus des 21. Jahrhunderts (als Gegenpolitik zum Neoliberalismus und US-amerikanischen Imperialismus) zunächst unterstützt. Die Zustimmungswerte sind jedoch stark rückläufig. Correa hat sich nach drei Wahlperioden im Jahr 2017 von der politischen Bühne vorerst verabschiedet. Sein Versuch, die Beschränkung der Wiederwahl durch ein Referendum aufzuheben, wurde von einer deutlichen Mehrheit der Ecuadorianer*innen abgeschmettert. Chávez’ Nachfolger Nicolás Maduro versucht sich in Venezuela mit aller Kraft an der Macht zu halten, steuert sein Land jedoch immer tiefer in eine politische und humanitäre Krise. Auch am bolivianischen Präsidentenstuhl wird gesägt. Wie Correa scheiterte auch Morales daran, mit einem Referendum die Beschränkung seiner Wiederwahl aufzuheben. Allerdings umging Morales das Verbot mit einem Umweg über das bolivianische Verfassungsgericht und wird im Oktober diesen Jahres für seine vierte Amtszeit kandidieren.

Wir werden kräftig in die Pedale treten müssen, um rechtzeitig zu den Präsidentschaftswahlen in Bolivien anzukommen. 😉

Correa begann seine erste Amtszeit sehr vielversprechend. Die von ihm eingesetzte verfassungsgebende Versammlung verabschiedete in der neuen Verfassung nicht nur das Recht auf eine kostenlose Gesundheitsversorgung. Auch der Zugang zu Bildung ist seitdem kostenlos. Außerdem wurden Schwangerschaftsabbrüche und homosexuelle Lebenspartnerschaften legalisiert, was im katholischen Ecuador keine Selbstverständlichkeit war. Die neue Verfassung verbot darüber hinaus ausländische Truppen auf ecuadorianischem Boden zu stationieren, woraufhin Correa das US-Militär des Landes verwies.

Die revolutionärste Neuerung war jedoch – als erstes Land der Welt – die Rechte der Natur in der Verfassung zu verankern. Die „Pachamama“ (Mutter Erde) hat ein Recht darauf zu existieren und sich selbst wieder vollständig herzustellen. Die Gemeinschaft der Menschen ist dafür verantwortlich, die Rechte der „Pachamama“ umzusetzen.

Um die Förderung der Erdölvorkommen im Yasuni-Nationalpark zu verhindern, startete Correa ein bis dato einmaliges Projekt. Er rief in Kooperation mit den Vereinten Nationen die Weltgemeinschaft dazu auf, eine solidarische Ausgleichszahlung in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar zu leisten. Im Gegenzug sollten der Yasuni-Regenwald und seine einzigartige Artenvielfalt nicht angetastet werden. Als das Projekt scheiterte, weil nicht genug Geld zusammengekommen ist, erlaubte Correa die Erdölförderung in der Region. Seine Regierung zog ebenfalls viel Kritik auf sich, als sie in anderen Regenwaldgebieten Konzessionen für Bergbauprojekte vergab. Die Kritiker*innen beschuldigten Correa, der Ausbeutung der Amazonasregion Vorschub zu leisten und die Rechte der indigenen Völker nicht zu respektieren.

Mika füttert die Hühner …
… und sammelt die Eier ein.

Auch in der Provinz Morona Santiago hat Correas Regierung unzählige Minenkonzessionen vergeben. Wir befinden uns im Territorium der Shuar, die auch in der comunidad de aprendizaje ein- und ausgehen. Die Mitglieder der „Lerngemeinschaft SEIN“ engagieren sich gemeinsam mit den Shuar für die Verteidigung ihrer Territorien – ein Thema, welches uns aus unserer Zeit in Guatemala sehr gut bekannt ist. Neun Jahre ist es her, dass wir im guatemaltekischen Hochland Menschenrechtsaktivist*innen und Organisationen im Widerstand gegen Megaprojekte (u.a. Bergbau-, Wasserkraft- und Infrastrukturprojekte) begleitet haben. Der Kampf in Ecuador (und in vielen anderen Ländern Lateinamerikas) ist sehr ähnlich. Bislang haben die Bergbauunternehmen in der Provinz Morona Santiago noch nicht mit dem Abbau angefangen. Doch die Shuar wissen von anderen Negativbeispielen, dass sie die Projekte verhindern müssen, bevor sie anlaufen. Sobald die ersten Bagger rollen, ist es meistens zu spät. Die Shuar sind für den Kampf gerüstet. Sie stellen die Provinzregierung in Macas und sind sehr gut organisiert.

Die indigenen Autoritäten besuchen LGBT*-Fortbildungen – ein Thema, welches (nicht nur) in Ecuador die Bevölkerung polarisiert. Auf unserem Weg durch Ecuador begegneten wir einem Pastor, der uns völlig unvermittelt auf der Straße fragte, wie wir zu Homosexualität stehen würden. Auch wenn homosexuelle Lebenspartnerschaften in Ecuador mittlerweile erlaubt sind, gibt es immer noch viele Vorbehalte in der Gesellschaft. Es existieren hunderte von sogenannten Umerziehungskliniken, in die – wenngleich sie offiziell verboten sind – immer noch viele Homosexuelle (meist von ihrer eigenen Familie) eingeliefert werden. In diesen dubiosen Anstalten werden u.a. Konversionstherapien angeboten, deren Abschaffung auch in Deutschland gerade Gegenstand aktueller politischer Debatten ist.

Wir lernen viel über die politische Situation Ecuadors und profitieren sehr von diesem spannenden Austausch. Die „Lerngemeinschaft SEIN“ betrachtet das Lernen als niemals endenden Prozess, der weit über die schulische Bildung hinausreicht. Die Kinder verbindet, dass sie alle keine Schule besuchen, sondern frei und ihren Interessen folgend lernen. Euken, Inara und Nantu, die mit uns auf dem Grundstück leben, fahren dreimal die Woche in die Provinzhauptstadt und besuchen dort Schach-, Musik- und Tanzkurse. Die restliche Zeit lernen sie im Projekt. Das vier Hektar große Grundstück bietet allein durch seine Lage mitten im Regenwald bereits vielfältige Anreize, um die lokale Flora und Fauna zu studieren. Doch die Zivilisation ist nicht weit weg. Die an einer Bambusstange befestigte Antenne ragt über die Baumkronen hinaus und bringt mobiles Internet in das Projekt, welches neben Büchern, Musikinstrumenten, Kunstmaterialien und Spielen zum Lernen genutzt werden kann.

Die Kinder führen ein Theaterstück auf.
Applaus, bitte!
Gemeinsam besuchen wir ein Kindertheaterstück in Macas. Die dreißig Zuschauer*innen gehen in dem großen Saal unter. Die geringe Zuschauerzahl und das baufällige Theatergebäude offenbaren den Stellenwert, welchen Theater in der ecuadorianischen Provinz einnimmt. Es fehlt an Geld und politischem Interesse, um kulturelle Veranstaltungen zu fördern.
In Macas unterhält die „comunidad de aprendizaje“ ein kleines Büro und einen Spielraum. Die Stadtkinder fahren einmal die Woche aufs Land nach Río Blanco.
Unglaublich auf welchem Niveau die Kinder bereits Schach spielen …
… und mit welcher Geduld sie es auch den Kleinsten beibringen. 😉
Workshop „Fahrradschlauch flicken“
Wir lernen eine ganze Menge über Bambus. Das faszinierende Baumaterial wächst hier direkt vor der Haustür und noch dazu unglaublich schnell. Nach wenigen Monaten erreichen die Stangen bereits ihre Endhöhe von fünfzehn bis dreißig Metern. Nach drei Jahren sind sie erntereif. Den richtigen Zeitpunkt zum Schlagen auszuwählen, ist eine Wissenschaft für sich. Zunächst werden die reifen Stangen markiert, um sie dann während der optimalen Mondphase nachts (wenn sich weniger Wasser in den Halmen befindet) zu fällen. Anschließend werden die Stangen getrocknet und gegen Pilzbefall behandelt, bevor sie u.a. für den Hausbau verwendet werden. Solange sie trocken verbaut werden, sprich oberhalb eines Betonsockels und unterhalb eines überstehenden Daches, sind sie sehr lange haltbar. Bambus weist gegenüber Stahl eine wesentlich höhere Zugfestigkeit auf und gilt als erdbebensicherer, was hier in der Region von großem Vorteil ist.

Es fällt uns sehr schwer, die „Falle von Macas“ zu verlassen, wie sie uns von der radreisenden Happy Family angekündigt wurde, die wir in Mompós (Kolumbien) getroffen haben. Es sind wohl schon des Öfteren Radreisende in Macas hängengeblieben und auch bei uns schnappte die Falle – auf ihre ganz eigene Art und Weise – zu. Doch im Norden Perus wartet der nächste Besuch auf uns. Esther (Marlas und Mikas ehemalige Kindergartenerzieherin) und die Großeltern haben sich angekündigt. Da Marilyne immer noch nicht wieder radeln kann, stellen wir uns zum ersten Mal auf unserer Reise der Herausforderung, eine längere Strecke mit dem Bus zu überbrücken.

Wir feiern Julians Geburtstag und unseren Abschied …
… mit einem argentinischen „asado“. Soll das ein wegweisender Vorgeschmack sein?
Die Kinder bekommen ihren eigenen Grill.
Die Sachen sind gepackt …
… und ein LKW bringt uns zum Busbahnhof in Macas.
Mit dem Nachtbus reisen wir nach Loja (in den ecuadorianischen Anden) und von dort mit einem weiteren Bus nach Jaén (in Peru), wo wir nach einem vierundzwanzigstündigen Marathon völlig gerädert ankommen. Busfahren ist anstrengend. Im Gegensatz dazu sind wir vom Radfahren zwar oft erschöpft, aber selten gerädert. Es wäre eine durchaus schöne Strecke zum Radeln gewesen, für die wir aufgrund des herausfordernden Reliefs jedoch sicherlich einen Monat gebraucht hätten.
Ein kleiner Minibus bringt uns ins vier Stunden entfernte Chachapoyas (in den peruanischen Anden), wo wir auf unseren Besuch warten.

Ecuador hat uns sehr gut gefallen und wir müssen auf jeden Fall noch einmal wiederkommen – schon allein um unsere neu gewonnenen Freund*innen zu besuchen. Trotzdem das Land im Vergleich zu seinen riesigen Nachbarländern fast winzig erscheint, haben wir mit der Amazonasregion lediglich einen kleinen Teil gesehen. Wir waren weder wirklich in der Bergen, noch an der Küste. Doch jetzt warten erst einmal neue Abenteuer in Peru auf uns.

Muchísimas gracias amig@s! Ihr habt unsere Reise sehr bereichert. 🙂

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